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Wenn eine Kollegin oder ein Kollege aufgrund eines problematischen Substanzkonsums Schwierigkeiten hat, betrifft das oft das gesamte Team. Am Arbeitsplatz kennt man sich in der Regel seit langer Zeit, spricht auch über Persönliches, und nicht selten entstehen Freundschaften. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen beruflicher und privater Ebene mitunter. 

Dieses Kapitel richtet sich an alle, die sich um eine Kollegin oder einen Kollegen sorgen. Oft nimmt man als Erste oder Erster wahr, dass etwas nicht stimmt. Man macht sich Gedanken, versucht die Gründe für das Unwohlsein zu verstehen und leidet manchmal selbst unter der Veränderung im Verhalten oder in der Arbeitsleistung der betroffenen Person. 

Was belastet mich?

Wenn eine Person über längere Zeit müde oder niedergeschlagen wirkt, ihre Kleidung weniger gepflegt erscheint und starke Stimmungsschwankungen auftreten, beginnt sich das Umfeld meist Sorgen zu machen. Sie machen sich Gedanken, weil Sie vermuten, dass Ihre Kollegin oder Ihr Kollege persönliche Schwierigkeiten hat und es ihr oder ihm nicht gut geht. Vielleicht ziehen Sie aber auch in Betracht, dass das Verhalten mit einer Suchtproblematik zusammenhängen könnte. 

Der Verdacht oder die Ahnung, dass eine Suchtthematik im Spiel ist, kann psychisch sehr belastend sein. Trinkt diese Person vielleicht, weil sie unter grossem beruflichem Stress leidet? Riskiert sie ihren Arbeitsplatz, falls die Wahrheit ans Licht kommt? Aus Angst, die betroffene Person zu verraten oder sie blosszustellen, schweigt das berufliche Umfeld häufig. Zudem können Sorgen über mögliche Konsequenzen hinzukommen. 

Der Wunsch zu helfen vermischt sich mit vielen Fragen: Geht mich das überhaupt etwas an? Wie lange kann oder soll ich ihre Fehler noch mittragen? In manchen Situationen kann ein suchtbegünstigendes Verhalten zudem sehr gefährlich werden und andere Personen ernsthaft gefährden – etwa beim Führen eines Fahrzeugs oder einer Maschine unter Alkoholeinfluss. 

Kolleginnen und Kollegen tragen nicht die Verantwortung, Suchtprobleme zu lösen. Wichtig ist vielmehr, sich der emotionalen Belastung und der Sorgen bewusst zu werden, die solche Situationen mit sich bringen, und diese ansprechen zu können. 

Was tun?

Wenn Mitarbeitende sich Sorgen machen, suchen sie am besten das direkte Gespräch mit der betreffenden Person. Vielen fällt dies jedoch schwer, wenn sie vermuten, dass Konsumprobleme vorhanden sind. Was kann man beachten, damit sich das Gegenüber nicht angegriffen fühlt? 

Verantwortlichkeiten

Auch wenn jede Person grundsätzlich selbst für ihr Verhalten verantwortlich ist, zeigt die Realität in Unternehmen ein differenzierteres Bild. Die Prävention von suchtbezogenen Verhaltensweisen beruht auf einer geteilten Verantwortung zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren. 
Als Kollegin oder Kollege ist es wichtig zu wissen, was von wem erwartet werden kann – und was nicht

Die eigene Situation

Wenn jemand seine Aufgaben nicht erfüllt, fällt unter Umständen mehr Arbeit für andere Mitarbeitende an. Dies kann mit der Zeit zur Überlastung führen. Deshalb ist es wichtig, nicht aus Sorge um den Arbeitskollegen oder die Arbeitskollegin das eigene Wohlbefinden zu vernachlässigen.