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Die Jugendlichen verbringen einen Grossteil ihrer Zeit an ihrem Ausbildungs- und Arbeitsort. Sie sind von Erwachsenen umgeben, die nicht zu ihrem gewohnten sozialen Umfeld gehören. 

Diese Situation kann für Jugendliche eine Herausforderung darstellen. Gleichzeitig haben sie damit aber auch die Möglichkeit in Diskussionen ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln: Ereignisse reflektieren und sich abgrenzen, Meinungsverschiedenheiten austragen, Kompromisse finden und Konflikte lösen. 

Wenn Ausbildungsverantwortliche Belastungen im Alltag wahrnehmen, und sich offen und gesprächsbereit zeigen, können sie aufmerksam auf schwierige Situationen der Jugendlichen reagieren. Damit helfen sie den Jugendlichen, die Schwierigkeiten zu bewältigen. 

Wo sich Jugendliche im Lehrbetrieb verstanden und ernst genommen fühlen, kann sich Vertrauen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen entwickeln und festigen. Eine vertrauensvolle Beziehung ist eine wichtige Voraussetzung für die Suchtprävention. Sie ermöglicht Jugendlichen, sich mit ihren Sorgen und Schwierigkeiten an die erwachsenen Bezugspersonen zu wenden. 

Für junge Menschen bedeutet der Beginn einer beruflichen Ausbildung den Einstieg in eine neue Realität, die sich stark vom schulischen Umfeld unterscheidet. Die Arbeitstage sind anspruchsvoller, die freien Tage seltener und die Verantwortung grösser. Die Betreuung wird distanzierter, während die Selbstständigkeit zunimmt. 

Diese Phase fällt in eine Zeit, in der entwicklungsbedingt die Identitätssuche und der Wunsch nach Unabhängigkeit besonders ausgeprägt sind. Die Jugendlichen müssen diese Bedürfnisse mit der Unsicherheit vereinbaren, ob sie den kommenden Herausforderungen gewachsen sein werden. Diese Veränderungen können Zweifel an der Berufswahl auslösen.
Hinzu kommen der Umgang mit dem ersten eigenen Lohn sowie der Eintritt in die Volljährigkeit, die ihren Status als Erwachsene stärken – während gleichzeitig viele Orientierungspunkte wegfallen. 

Das Unternehmen muss die jungen Menschen daher in dieser Übergangsphase begleiten – in Zusammenarbeit mit der Berufsschule und den Eltern –, um sowohl das Erlernen eines Berufs als auch ihre Entwicklung hin zum Erwachsenwerden zu fördern. 

Mit einem oder einer Lernenden über eine problematische Situation zu sprechen, ist selten einfach. Dennoch bleibt das Ziel, den/die jungen Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, zu verstehen, was im beruflichen Verhalten nicht stimmt, sich zu verbessern und Unterstützung zu finden. Berufsbildende müssen keine Suchtexperten werden: Es geht darum, in der eigenen Rolle zu bleiben und die berufliche Situation gemeinsam mit den Lernenden zu analysieren. Wenn ein Konsumproblem sichtbar wird, sollte auf eine Ärztin/einen Arzt oder eine Suchtfachstelle verwiesen werden. 

• Suchtmittelkonsum während der Lehrzeit. Wie man vorbeugen und reagieren kann. Ein Ratgeber für Ausbildungsverantwortliche
• Cannabiskonsum bei Lernenden: Wie reagieren? Leitfaden für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner

Wenn Lernende ein suchtbezogenes Verhalten entwickeln, verändern sich ihr persönliches und berufliches Verhalten schrittweise. Genau diese Veränderungen erfordern eine Reaktion der verantwortlichen Erwachsenen. Der verfolgte Ansatz ähnelt übrigens demjenigen, regulären Mitarbeitenden, deren Leistungen sich verschlechtern. 

Allerdings können viele berufliche Veränderungen auch durch andere Faktoren im Jugendalter erklärt werden: persönliche Sorgen, Beziehungsschwierigkeiten, Liebeskummer, Trennung der Eltern. Auch diese Ursachen müssen ernst genommen werden. 

Die häufigsten Anzeichen für eine Veränderung des beruflichen Verhaltens, die mit Konsumproblemen oder problematischen Verhaltensweisen in Zusammenhang stehen können, sind: 

• Unpünktlichkeit 
• Motivationsmangel 
• zunehmende Fehler bei der Arbeit 
• Leistungsabfall 
• deutliche Verschlechterung der Schulnoten 
• Häufige Kurzabsenzen wegen Krankheit 
• Schwänzen des Unterrichts in der Berufsschule 
• Zwischenmenschliche Auseinandersetzungen 
• finanzielle Schwierigkeiten 

Diese Liste ist nicht abschliessend und stellt keinen Beweis dafür dar, dass der/die Lernende ein suchtbezogenes Verhalten zeigt. Sie signalisiert lediglich, dass bei wiederholten Beobachtungen möglicherweise ein berufliches Problem vorliegt, dessen Ursachen es zu klären gilt. 

In der Schweiz regeln zahlreiche Gesetze und Verordnungen die Rechte und Pflichten von Lernenden sowie der Ausbildungsbetriebe. Sie decken unterschiedliche Aspekte ab. So wird beispielsweise alles, was den Lehrvertrag betrifft, im Obligationenrecht behandelt (OR, Art. 344 bis 346a). 

Im Bereich Gesundheit gelten gewisse Bestimmungen für alle Beschäftigten, während andere speziell auf Lernende zugeschnitten sind. Nach dem Arbeitsgesetz (ArG, Art. 29 bis 32) und dem Obligationenrecht (OR, Art. 328), ist es die Pflicht des Arbeitgebers, die körperliche und psychische Gesundheit der jugendlichen Auszubildenden zu schützen. Angesprochen sind Sicherheitsaspekte, die körperliche Integrität der Jugendlichen und die erzieherische Pflicht der oder des Ausbildungsverantwortlichen. 

Das Gesetz hält ausdrücklich fest, dass der Arbeitgeber die Gefährdung von Jugendlichen dem gesetzlichen Vertreter zu melden hat (ArG, Art. 32 Abs. 1). Im Weiteren gilt für alle Arbeitnehmenden, also auch für Lerndende, dass sie sich während der Arbeit weder mit Alkohol noch mit anderen psychoaktiven Substanzen berauschen dürfen, wenn sie dadurch sich selbst oder andere gefährden (Verordnung über die Unfallverhütung, Art. 11 Abs. 3).  

Wenn es darum geht, Suchtprävention bei einem jungen Publikum (z. B. Lernenden) zu betreiben, besteht der erste Reflex oft darin, sich darauf zu beschränken, Informationen über die Gefahren von Suchtmitteln zu vermitteln. Doch das Wissen um Risiken führt in der Regel nicht zu einer Verhaltensänderung. Wirksame Prävention muss daher im Alltag des Unternehmens verankert sein. Man spricht von „struktureller Prävention“: schützende Arbeitsbedingungen, klare interne Regelungen, Schulung des Führungspersonals usw. 

Gerade bei Lernenden ist es zudem wichtig, ihre gesamte Lebenssituation zu berücksichtigen: ihre Anliegen, ihre Ängste und ihre Bedürfnisse. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt wesentlich zu ihrer Gesundheit bei.