Prävention basiert auf gemeinsamen Werten

Hier sind einige Dimensionen, die zu berücksichtigen sind:  

1. Mehr Wissen für ein besseres Verständnis 

Die vorgefassten Meinungen rund um das Thema Suchterkrankung verhindern oft die Auseinandersetzung mit der Thematik. Wenn man die Mechanismen kennt, die zur Entstehung dieser Krankheit führen, kann man Betroffene bei der Bewältigung der Krankheit besser unterstützen. 

2. Verantwortung übernehmen – ein unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen  

Das betriebliche Umfeld spielt eine zentrale Rolle in der Suchtprävention. Führungskräfte, HR-Verantwortliche und Teams können durch eine offene Kommunikationskultur, klare Regeln im Umgang mit Konsum und ein gesundheitsförderliches Arbeitsklima einen wichtigen Beitrag leisten. Prävention beginnt dort, wo Risiken erkannt und strukturell angegangen werden – mit klaren Prozessen, geschulten Ansprechpersonen und einem respektvollen Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden. 

3. Hilfe statt Strafe 

Eine Kündigung ist meist weder für das Unternehmen noch für die betroffene Mitarbeiterin bzw. den betroffenen Mitarbeiter die beste Lösung. Der / dem Mitarbeitenden eine Möglichkeit zu bieten, sich aus der Abhängigkeit zu befreien, kann hingegen zu einer Win-Win-Situation führen: Die betroffene Person lässt sich behandeln und das Unternehmen kann sich dadurch eine Fachkraft erhalten, die fähig ist, ihre Arbeitsleistung zu erbringen. 

4. Entdramatisierung 

Konsumprobleme, problematische Verhaltensweisen und Abhängigkeit können behandelt werden. Heute gibt es zahlreiche Behandlungsmethoden, die es Betroffenen ermöglichen, ihre sozialen und beruflichen Kompetenzen wiederzuerlangen. 

Prävention setzt an Risiko- und Schutzfaktoren an

Für ein Unternehmen ist es entscheidend, einen klaren Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und den Anforderungen der Arbeitswelt herzustellen.
Denn die Auseinandersetzung mit diesen Themen aus der Perspektive der Arbeit legitimiert das Engagement der Geschäftsleitung bei der Umsetzung verschiedener Regeln und Massnahmen, die sich an alle Beschäftigten richten.
Dabei geht es nicht nur darum, die geltenden Vorschriften in Erinnerung zu rufen, sondern auch aufzuzeigen, welche Auswirkungen bestimmte Konsumformen (direkt oder indirekt) auf die Arbeitsfähigkeit, die Leistung, die Gesundheit, die Sicherheit und – im weiteren Sinne – auf das Funktionieren des Teams sowie auf das Arbeitsklima haben kann.  

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, einen ganzheitlichen Blick auf die Faktoren zu werfen, die süchtiges Verhalten beeinflussen. Aspekte wie die Zugänglichkeit und Sichtbarkeit von Produkten, ihre gesellschaftliche Akzeptanz oder sogar ihre Verharmlosung – ja, teilweise sogar Aufwertung – müssen berücksichtigt werden, um Präventionsbotschaften und Massnahmen wirksam anzupassen. 

Eine Orientierung zur vertieften Auseinandersetzung mit der Umsetzung von betrieblicher Suchtprävention bietet das Handbuch Qualitätsstandards in der betrieblichen Suchtprävention und Suchthilfe (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) 

Prävention als Bestandteil des BGM

Idealerweise werden verschiedene Massnahmen miteinander kombiniert und in ein umfassenderes Konzept des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) integriert. 

Durch die Einbettung dieser Massnahmen in einen ganzheitlichen Ansatz der betrieblichen Gesundheitsförderung lassen sich Ursachen verschiedener Probleme gezielt angehen. Tatsächlich betreffen Risikofaktoren (die reduziert werden sollten) und Schutzfaktoren (die gestärkt werden sollten) häufig eine Vielzahl von Phänomenen, die über Suchtverhalten hinausgehen (z.B. Stressprävention). 

Die Einbindung in eine BGM-Strategie ermöglicht daher ein frühzeitiges, strukturiertes und kohärentes Vorgehen. 

Indem Unternehmen so vorgehen, stärken sie ihre soziale Verantwortung, schützen die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und verbessern dauerhaft das Betriebsklima. Zur Erinnerung: Ob substanzgebunden oder verhaltensbezogen – Konsumverhalten und Suchterkrankungen haben vielfältige Auswirkungen auf Sicherheit, Leistungsfähigkeit, Absentismus und Teamzusammenhalt. 

Prävention ist massgeschneidert

Es gibt kein standardisiertes Modell zur Suchtprävention in Unternehmen, da jede Organisation nach ganz eigenen Gegebenheiten funktioniert.
Ein KMU aus der Industriebranche hat andere Bedürfnisse, Prioritäten und Handlungsmöglichkeiten als eine grosse öffentliche Verwaltung oder ein Architekturbüro.
Arbeitsrhythmus, Termindruck, Kundenbeziehungen, hierarchische Strukturen oder auch soziale Gewohnheiten innerhalb der Teams sind alles Faktoren, die das Verhalten und die Anfälligkeit gegenüber Suchterkrankungen beeinflussen. 

So kann eine Massnahme, die in einem bestimmten Kontext funktioniert, nicht geeignet sein für einen anderen Kontext. Daher ist es entscheidend, einen massgeschneiderten Ansatz zu wählen, der verschiedene Massnahmen kombiniert und die internen Gegebenheiten des Betriebs berücksichtigt.
Es geht darum, die Instrumente, Botschaften und Massnahmen an die spezifischen Bedürfnisse der Teams, die Unternehmenskultur und die verfügbaren Ressourcen anzupassen.
Dadurch werden die Massnahmen relevanter, für die Mitarbeitenden besser nachvollziehbar und auf lange Sicht wirksamer. 

Letzte Überprüfungen vor der Umsetzung

Bei der Erarbeitung und Umsetzung eines Präventionsprogramms denkt man in erster Linie an die erforderlichen finanziellen Mittel. Doch auch die Zeit und das Engagement der Beteiligten sind Ressourcen, die bei der Planung berücksichtigt werden müssen. 

Um die vorhandenen Mittel möglichst effizient einsetzen zu können, sollte man vor der Umsetzung des Präventionsprogramms folgende Fragen klären: 

  • Verfügt das Unternehmen über ausreichend Informationen und Kenntnisse zum Thema Sucht und Arbeitswelt? 
  • Macht es Sinn eine regionale Suchtfachstelle beizuziehen? 
  • Sind die Ziele realistisch und messbar? 
  • Kann das Programm auf genügend Unterstützung innerhalb des Unternehmens zählen (Schlüsselpersonen, Entscheidungsträger/-innen, Geschäftsleitung)? 
  • Wurden allfällige Hindernisse, die der Einführung des Präventionsprogramms im Weg stehen könnten, identifiziert? 
  • Wurde das Konzept des Präventionsprogramm von den für die Umsetzung zuständigen Personen zur Kenntnis genommen? 
  • Wurden Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge aufgenommen? 
  • Wurde das Konzept von der Geschäftsleitung validiert? 
  • Ist der Zeitpunkt für die Umsetzung günstig? 

Diese Website präsentiert Ihnen eine Reihe von möglichen Massnahmen, die umgesetzt werden können. Sie bietet ausserdem ein Vorgehen gemäss Ansatz der Früherkennung und Frühintervention, das erläutert, wie diese Massnahmen systematisch eingebettet werden könnten. Letzterer ist besonders nützlich für diejenigen, die ein Präventionsprogramm im Unternehmen aufbauen möchten. 

Fokus Lernende

Wenn es darum geht, Suchtprävention bei einem jungen Publikum (z. B. Lernenden) zu betreiben, besteht der erste Reflex oft darin, sich darauf zu beschränken, Informationen über die Gefahren von Suchtmitteln zu vermitteln. Doch das Wissen um Risiken führt in der Regel nicht zu einer Verhaltensänderung. Wirksame Prävention muss daher im Alltag des Unternehmens verankert sein. Man spricht von „struktureller Prävention“: schützende Arbeitsbedingungen, klare interne Regelungen, Schulung des Führungspersonals usw. 

Gerade bei Lernenden ist es zudem wichtig, ihre gesamte Lebenssituation zu berücksichtigen: ihre Anliegen, ihre Ängste und ihre Bedürfnisse. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt wesentlich zu ihrer Gesundheit bei.